Samstag, 1. August 2009

Feuerwerk der Verantwortung


-Oder eine andere Metapher unserer Zeit


Stunden der Langeweile, Stunden des Beine in den Bauch Stehen, Stunden des Wartens. Doch während diesen Stunden des Feuerwerkverkaufs kann man doch einiges beobachten, das zu bloggen sich lohnt.

1. Sind Batterien, also kleine Feuerwerkkombinationen, dieses Jahr im Trend, was erstaunlicherweise schon am 25.Juli bekannt gemacht werden konnte. Dies kann ich nur bestätigen, alles ausverkauft.

2. Kann man Feuerwerk nur „schön“ finden, denn alle anderen Wörter wie anregend, idyllisch, ansehnlich, faszinierend, reizvoll, geschmackvoll, o.ä. durch die man das Schwammwort schön zu ersetzten versucht, beschreiben das Feuerwerk wirkungslos.

3. Locken rot-orange leuchtende Aktionspreise selbst –man schämt sich, es zu glauben – bei Feuerwerk. (Man staune: es sind dieselben wie im letzten Jahr.)

Kunden denken nun mal anders und Schweizer denken gar nicht, wenn es um die jährliche Investition Feuerwerk geht, was sich darin äussert

dass wir unsere Kinder darauf konditionieren Feuerwerk „schön“ zu finden,

dass wir uns danach verantwortlich fühlen, die Gelüste unserer Kinder mit Verboten zu zügeln
und dass am Ende die Kinder wieder als Rechtfertigung für unseren Feuerwerkkauf fungieren!

„Chind findets ebe scho no lässig.“

„Wennd Chind hesch, muesch halt eifach öppis chaufe.“

Solche Aussagen stehen in starkem Kontrast zu Szenen, in denen Väter ihren Kindern Feuerwerk aufschwatzten, es sie aber aus dem eigenen Sack bezahlen liessen.

Wer will jetzt was und wer wirkt auf wen? Sind nun die zum Quängeln getriebenen Kinder, die nachgiebigen Eltern, die manipulativen Verkäufer(innen) oder die gierigen Hersteller verantwortlich dafür, dass Tausende von Franken für etwas ausgegeben werden, das man nur schön finden kann, wobei niemand den Eindruck hinterlassen möchte, dies auch wirklich zu wollen??
Feuerwerk zieht uns das Geld aus der Tasche, verschmutzt Wiesen und Wälder, zieht Verletzungs- und Brandgefahr mit sich, doch nehmen wir dies alles in Kauf, weil es einfach schön ist, weil es einfach dazu gehört, weil es zumindest eine kleine Zeitspanne einfach Spass macht. Und jeder meint für die anderen, nicht für sich selbst zu kaufen.
Doch mit dem Feuerwerk ist auch die Frage der ursprünglichen Verantwortung einfach in der Luft verpufft.

5 Kommentare:

  1. Wobei ich Feuerwerk nicht einmal »schön« finde, d.h. ästhetischer Genuss stellt sich nicht ein, akkustisch gar nicht, visuell kann man noch nachvollziehen, wo der Reiz liegen könnte. Sehr schönes Beispiel - und obwohl als Kind begeisterter Pyromane, habe ich mir dieses Jahr mehrfach überlegt, warum Feuerwerk nicht einfach verboten wird. Rauchen im Restaurant ist auch verboten, und die beiden Fälle unterscheiden sich nicht besonders. Aber dann ist mir eingfallen, dass 1. auch Autos, die schneller als 120 fahren, in der Schweiz nie verboten werden könnten und
    2. eine Ordnung, die auf Verboten beruht, nicht unbedingt wünschenswert wäre.
    Aber andererseits läuft der wunderbar im Post beschriebene Zirkel aus Fremdzuweisungen (die Konsumenten wollen Früchte aus Südafrika - wenn die Früchte aus Südafrika schon im Laden sind, kann man sie auch kaufen, sonst gehen sie nur kaputt) in all diesen Fällen so gut, dass alle das Profitabelste und Bequemste tun…

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  2. Eine Arbeitskollegin von mir, findet es traurig, das die Gemeinden Millionen in die Luft jagen, die doch viel sinnvoller ausgegeben werden könnten.
    Sie hat recht. Wenn wir Privatpersonen unser eigenes Geld verfeuern, warum nicht. Aber die Steuergelder in den Himmel schiessen, finde ich nicht sehr verantwortungsbewusst und es ist traurig wenn solche Personen unseren Gemeinden vorstehen.
    Aber da ich Feuerwerke liebe und keinen Weg sehe, wie ich die Gemeinden von der Verschwendung abhalten könnte, will ich die Raketen geniessen, so dass nicht alles umsonst ist. Meine Familie beschränkt sich auf eine Rakete pro Kopf, die vorallem farbig und nicht laut sein müssen. Es ist nur einmal im Jahr.
    Ich stufe Feuerwerk als Genussmittel ein. Genussmittel sollen selten und mit Mass konsumiert werden.

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  3. Ich glaube oftmals sind es private Spender und nicht die Gemeinden selbst, die das Feuerwerk bezahlen.
    Eben so findet jeder seinen Weg den Genuss zu rechtfertigen. ;-)

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  4. Mich selbst hat Feuerwerk, abgesehen von den "schönen" Bengalhölzer schon immer gelangweilt. Ich bräuchte nur noch eine taugliche Rechtfertigung, warum ich mich für dessen Verkauf zur Verfügung stelle, obwohl ich es weder ökonomisch, ökologisch oder moralisch vertretbar finde und es mich nur finanziell bereichert.

    C'est la vie, c'est la justification.

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  5. Braucht man eine Rechtfertigung um zu essen, zu arbeiten, zu leben? Warum also eine suchen, wenn man etwas geniessen will?

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