Mittwoch, 26. Januar 2011

Beziehungskisten

 Dieser Post ist Part 2 vom Projekt "Raus aus Facebook", dessen Erklärung beginnt hier.


Zwei Erklärungen vorne weg, um mich vor Kritik zu hüten:

  1. Die Ausführungen richten sich nicht an vertrauensvolle, bodenständige Beziehungen, die haben in diesem Beitrag nichts verloren.
  2. Der Teil der folgenden Gedanken, welcher auf eigenen Erfahrungen und nicht auf Gehörtem oder empathisch Erschlossenem beruht, wird explizit preisgegeben und für den Rest wünsche ich mir keine fehlerhaften Interpretationen, was mein Privatleben anbelangt.

number one
Seit zwei Wochen war sie nun mit ihrem neuen Freund zusammen und er – welch ein Arsch – hat seinen Beziehungsstatus auf Facebook noch immer nicht geändert. Sie kocht vor Wut. Seine Ex, ja diese dumme Kuh, ist dafür noch immer in seiner Freunde-Liste. Natürlich hat sie auf ihrem Profil die aufreizendsten Bilder von sich veröffentlicht.  Ob er die insgeheim noch anschauen geht? 

number two
Es war Schluss. Schon seit Wochen. Doch sein Facebookprofil übte noch immer eine ungeheure Anziehung auf sie aus. Es versprach ihr etwas Kontrolle über die Beziehung hinaus. Sie konnte weiterhin Teil von seinem Leben sein. Seine Fotos waren einmal ihre. Seine Informationen, Akivitäten – das war ihr Mann. Nun hatte sie insgeheim nicht mehr als sein Facebook-Profil – doch daran hielt sie sich fest.

number thirteen
Lange fand er Facebook doof, doch eines Tages war der Reiz dann doch noch da. Warum wohl? Wen wollte er auf Facebook heimlich treffen, ohne dass sie davon Wind bekam? Nur per Zufall hatte eine Freundin ihn auf Facebook gefunden und es ihr verraten. Über ihr Profil, mit dem sie ihn als Freund geaddet hat, hatte sie die Kontrolle zurück und es blieb ruhig.

number forty
Die beiden hatten nicht mehr als eine Affäre. Doch vielleicht hatte er nebenbei noch eine andere? Vielleicht seine FB Freundin mit den langen blonden Haaren? Oder die mit den lächerlichen Fotos? Vielleicht auch die von der gleichen Universität? Sie suchte und suchte und suchte ein Indiz, doch es waren zu viele potentielle Täterinnen, so fand sie keinen Beweis und lieferte sich mit ihrer Unsicherheit über all die schönen Frauenbekanntschaften wieder seiner Nähe aus. 

number 555
Plötzlich geschah es. Eine Freundin einer Freundin hatte ihr gesagt sie hätte ihn gesehen – mit ihr. Wer «ihr» war musste sie unbedingt heraus finden. Und sie fand sie. Die war es, die er gef*!%t hatte an jenem Abend als er ihr eine Nachricht auf der Pinnwand hinterliess. Braune Haare, grosse Augen – eine richtig billige Schlampe. Und doch irgendwie hübscher als sie selbst.

Es sind wahre Geschichten. Da nur mit dem Finger zeigen selten meine Art ist, folgt nun noch die eigene unendlich letzte: Nun, da beginnt man sich mal schlau zu machen über die Selbstinszenierung jenes Mannes, der gefällt, auf Facebook. Die plötzliche Anziehung der immer wieder gleichen Pinnwand Einträge, der immer wieder gleichen Fotos kam wie aus dem Nichts, doch sie war da – wochenlang.  Die Stalking-Sucht. Alles blieb ruhig, zu ruhig, das hatte ich beinahe täglich abgecheckt. Doch selbst Wochen später genügten zwei Worte, um die Ruhe zu durchbrechen: «Crazy heart» Vielleicht sogar mit Ausrufezeichen, so genau ist die Erinnerung nicht. Doch wie diese zwei Worte an der Pinnwand plötzlich die ganze Ruhe vertrieben, ja zum Teufel jagten und stattessen ich wieder von Fragen gejagt wurde, das hat die Erinnerung sich gemerkt. Welches Ereignis wohl hinter den beiden Worten steckte? Ob es überhaupt eine Bedeutung hatte? Wahrscheinlich schon…  

Die Diagnose einer Charakterschwäche bietet für solche Auswüchse zwar die einfachste Erklärung, doch genau genommen ist es keine. Wurde anfänglich von Bloggern behauptet, es seien alles nur Narzissten, um dann zu merken, dass allein die Vielzahl der Blogger es unmöglich macht, dass tatsächlich nur Narzissten bloggen, kann man dasselbe auch über FB-Stalker sagen. Es sind zu viele. 

Woher aber kommen diese Geschichten dann?

Anders als gemeinhin wahrgenommen wird, ermöglicht Facebook nicht nur die Einsicht in einzelne Profile, einzelne Leben und mit diesen Leben den Aufbau sozialer Beziehungen, sondern mit jedem Profil kriegen wir gleich die Einsicht in die gesamte soziale Vernetzung gratis mit dazu: Wann hat die Person mit wem geschrieben, an welcher Party wo teilgenommen, wann und wo neue Freunde kennengelernt?
Jede Aktivität wird rekonstruierbar, zeitlich auf einen selbst rückbeziehbar (Was hab ich bloss gemacht, als sie mit ihm geschrieben hat?!) und damit potentiell kontrollierbar. Das Täterprofil liefert Tatzeit und Tatort gleich mit, selbst wenn es gar keine Tat dahinter gibt. So wird aus jedem neuen Facebook Freund vom eigenen Objekt der Begierde ein potentieller Feind. Ein virtuell realer Feind an dem Schönheitsideale gemessen und Interessen verglichen werden können, ein Messen mit  einer perfekt inszenierten Persönlichkeit.
Die Angst hintergangen, verarscht und ausgenutzt zu werden ist (natürlicherweise) gross, das Potential, dass dies tatsächlich geschieht ebenfalls, ich verweise erneut auf Freud. Aber die Möglichkeit diese Angst scheinbar zu kontrollieren, ist der verlängerte Arm unserer sozialen Kompetenz. 

Hört man also auf Freud, ist es psychologisch gesehen kein Wunder, dass Menschen sich auf diese Kontrollmöglichkeit stürzen. Und hört man genauer hin, verrät er uns auch noch:
«Ferne Zeiten werden neue, wahrscheinlich unvorstellbar grosse Fortschritte auf diesem Gebiet der Kultur mit sich bringen, die Gottähnlichkeit noch weiter steigern. Im Interesse unserer Untersuchung wollen wir aber auch nicht daran vergessen, dass der heutige Mensch sich in seiner Gottähnlichkeit nicht glücklich fühlt.»
Ich habe von vielen Beziehungen oder Vorstadien und vor allem auch Nachstadien solcher gehört, die dank Facebook unerträglich wurden. Aber mir ist noch kein einziges positives Beispiel dazu zu Ohren gekommen. Die obigen Beispiele sind ein exemplarischer Auszug eines psychologischen Problems, das uns Facebook aufbürdet. Wenn wir Menschen nahe stehen, sehr nahe, scheint es für unsere Psyche gefährlich, ihnen noch näher zu kommen.

Mit einer Bekanntschaft einer Person gleich das gesamte Netzwerk mitgeliefert zu bekommen, für den Aufbau des Vertrauens gleich alle, meist nichtssagende Informationen einbeziehen zu müssen und für den Prozess der Ablösung noch alle Kontrollmöglichkeiten zu haben, sind Möglichkeiten, die unser soziales Vermögen übersteigen. So sehr, dass es uns zu solch wahnsinnigem Verhalten treibt.
Zu wissen dass sie war, ist unerträglich genug, aber dann auch noch zu wissen wer sie war (als perfekt inszeniertes FB-Profil versteht sich) ist wohl mehr, als die menschliche Psyche ertragen kann und die Möglichkeit herauszufinden wann es war, eine abgrundtiefe Konfrontation mit unseren Grenzen. Dem hochgelobten Up-To-Date Sein zum Trotz, gibt es eine Grenze unseres psychischen Fassungsvermögens, bei dem wir uns fragen müssen, wie gesund es noch ist,  an alle Informationen heran zu kommen. 

Und dies muss unbedingt richtig verstanden werden: Ich will damit nicht sagen, dass wir glücklicher werden, wenn wir beispielsweise von Betrug in einer Partnerschaft oder neuen Bekanntschaften nichts erfahren. Auf der Anklagebank sitzt hier nicht die Information solcher für uns negativer Ereignisse an und für sich, denn dass der Mensch damit umzugehen vermag, bezweifle ich nicht im Geringsten. Aber die Tatsache, dass wir mit der sozialen Prothese Facebook die Möglichkeit erhalten, die sozialen Kontakte, die Aktivitäten, ja das Leben einer Person zu verfolgen, uns die Informationen eigenhändig zu beschaffen, sie – gottähnlich – zu jeder Zeit und an jedem Ort zu beobachten, wird besonders dann, wenn uns eine Person mehr als normale FB Freunde bedeutet, zu einer messerscharfen Verletzungsgefahr. Oder Suchtgefahr. Zwischenmenschliche Beziehungen, besonders die emotionsgeladenen, brauchen vor allem Eines: Die Möglichkeit der Distanz. Facbook aber ist omnipräsent, Distanz ist dabei Mangelware. 

Wenn wir also solche Geschichten hören, muss man sich mit der Zeit schon fragen, woher dieses hässliche Verhalten kommt. Ist es bloss eine Charakterschwäche eines Einzelnen oder doch ein grundlegenderes und weitgreifenderes Problem? Die Art und Weise wie die neuen Fähigkeiten durch FB beschaffen sind, nämlich Fähigkeiten die normalerweise nicht auf die geringste Art in uns enthalten sind und zusätzlich eng mit Leid verbunden sind, das zwischenmenschliche Beziehungen verursachen kann, lässt meines Erachtens nach die Frage zu, ob uns das alles nicht einfach zu viel ist.  In emotional aufgeladenen Momenten zeigt sich dieses zu viel eindeutig, wenn man nicht geschätze 70% der 15-30 Jährigen pathologisieren will. Doch pathologisch oder wahnsinnig ist ein solches Verhalten allemal, allerdings sehe ich die Ursache in der Kombination des Mediums Facebook mit der psychischen Konstituion des Wesens Mensch und nicht im einzelnen Charakter. - Dazu sind es, wie gesagt, zu viele.

Wenn man sich anhört, warum Menschen FB als den Himmel auf Erden empfinden, kommt eine Begründung immer zuerst: Die netten Menschen aus dem Ausland. Menschen, far far away, deren Leben mich eigentlich einen Sch*!ss interessieren, dafür ist Facebook gemacht. (was natürlich auch noch dementiert wird.) Doch in der aller nächsten Nähe wird Facebook tatsächlich zur potentiellen Hölle.

Samstag, 22. Januar 2011

Menschen brauchen keine sozialen Prothesen

«Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott[…]», so Sigmund Freud in Das Unbehagen der Kultur über das Wesen des Menschen. Von sich aus kann der Mensch so gut wie nichts. Doch aus diesen Mängeln hat sich beim Menschen eine Idealvorstellung von Allmacht und Allwissenheit gebildet, jener der Mensch mit jedem technischen Fortschritt näher zu kommen versucht. Werkzeuge, Waffen oder Transportmittel helfen uns über unsere physischen Schwächen hinweg. Sie verleihen uns die Geschicklichkeit eines Vogels im Nestbau, die Kraft eines Bären und die Geschwindigkeit eines Geparden. Doch längst sind wir darüber hinaus, uns an den Tieren zu messen und haben es geschafft, die Fähigkeiten jeden Tieres um ein Vielfaches zu übertreffen. Mit dem Computer übertreffen wir sogar unsere Denkfähigkeit um Längen.
Die Dampfmaschine als prothesenartige Überwindung unserer Mängel anzusehen leuchtet ein, doch diese mit Facebook in einen Topf zu werfen, scheint vorschnell. Allerdings gibt es meines Erachtens nach gleich drei Zugänge, die eine solche Analogie begründen können.

1. Von der Begriffsentwicklung  aus: 
Der Begriff Technik bedeutete in seinem griechischen Ursprung «techne» so viel wie «Kunst», «Fertigkeit» oder auch «die Kunstfertigkeit etwas Bestimmtes zu erreichen.», so der Brockhaus. Heute allerdings wird unter technischem Vermögen gemeinhin jenes Vermögen verstanden, das ausserhalb des Menschen liegt und das die menschlichen Fähigkeiten auf allen Ebenen übertrumpft. Wenn das Web unter den Sammelbegriff Technik fällt, kann also auch von Facebook gesagt werden, dass es, abstrakt gesehen, eine Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten darstellt.

2. Aus der Sichtweise der Mediengeschichte:
Auch der Blickwinkel der Mediengeschichte lässt einen solchen Vergleich zu: Das Buch war die Erweiterung des menschlichen Gedächtnisses, der Fernseher diejenige des menschlichen Auges, das Telefon die unseres Ohrs , der Computer die unserer Denkfähigkeit. Die Entwicklung neuer Medien orientiert sich stets an den menschlichen Fähigkeiten und vor allem an deren Begrenztheit. Sie entstehen nicht aus dem Nichts, sondern ihnen liegt der Mensch als mangelhafte Vorlage zugrunde, die es zu optimieren gilt.

3.   Von der psychoanalytischen Sicht Freuds aus:
Das Streben des Menschen sich selbst zu einem (Prothesen)Gott zu erheben, entwickelt sich in der freudschen Theorie aus unserer stetigen Flucht vor Leid. Diese Flucht dient dem Menschen als Ersatz für das (eigentlich ersehnte) Streben nach Glück, das, so Freud, nicht im Plan der Schöpfung enthalten war. Denn es gibt drei unüberwindbare Leidensquellen für die psychische Konstitution des Menschen, die ihm das Glück verunmöglichen: Die Übermacht der Natur, die Hinfälligkeit unseres eigenen Körpers und – man staune – Beziehungen zu den anderen Menschen. So entwickelte der Mensch Seismographen zur Vorhersage von  tödlichen Erdbeben, Chemotherapien zur Behandlung von tödlichem Krebs und Facebook zur Kontrolle (tödlicher) zwischenmenschlicher Beziehungen.
Ich möchte mit Freuds Worten selbst zeigen, dass es nicht ganz so abwegig ist, Facebook und die Chemotherapie in eine Reihe zu stellen, wie er auf den ersten Blick scheint: «Ferne Zeiten werden neue, wahrscheinlich unvorstellbar grosse [oder andere?] Fortschritte auf dem Gebiete der Kultur mit sich bringen, die [die] Gottähnlichkeit noch weiter steigern.»

Wird Facebook damit zu einer Technik, die unsere soziale Kunstfertigkeit erweitert? Ein Medium, das eine mangelhafte Vorlage zu optimieren vermag? Zur Flucht vor unausweichlichem Unglück?

Alle drei Fragen sind potentiell mit einem Ja zu beantworten. Doch die Erkenntnis der Analogie allein lässt noch lange keine Wertung zu. Ob die menschliche Fähigkeit seine Mängel durch Hilfsmittel selbst zu beheben (in dem Sinne: Kultur zu schaffen) den Menschen nun zum freudschen unglücklichen Prothesengott oder zum glücklichen Prometheus von Gehlen werden lässt, ist ein altbekannter Streit, der in der Kulturwissenschaft und in der Philosophie geführt wird. 

Ein kurzer Vergleich soll zeigen, dass es sich lohnt diese Frage für das Web 2.0, hier spezifisch Facebook, erneut aufzugreifen und ernsthaft zu diskutieren, denn wir bewegen uns in einer vollkommen neuen Entwicklung:
Der Alltag lehrt uns, wer Auto fährt, wird faul, wer zu oft den Taschenrechner benutzt, verlernt das Kopfrechnen, wer nur mit Mikrowelle kocht, vergisst wie man Feuer macht. Durch die Hilfe von Technik, die ausserhalb des Menschen liegt leiden unsere eigenen inneren Fähigkeiten, sie verkrüppeln und verstümmeln.  Was geschieht, wenn nun FB zur Hilfe unserer sozialen Fähigkeiten wird? Wenn mehrheitlich noch über FB kommuniziert wird? Wenn wir nur noch dank FB an Geburtstage denken, uns getrauen neue Menschen anzusprechen, uns über Statusmeldungen statt über Gespräche updaten?
Beim Gebrauch eines Taschenrechners kann man einwenden, dass unser Kopfrechnen zwar unter dem Gebrauch leidet, dass er uns aber zugleich viele weitere Möglichkeiten eröffnet, die uns wiederum fordern und unser eigenes Denken verlangen. Doch funktioniert diese Kompensation bei sozialen Plattformen auch? Und was, wenn die Plattform uns damit Möglichkeiten für soziale Beziehungen eröffnet, die unsere Kompetenzen übersteigen?

Um all diese Fragen soll es in den folgenden Beiträgen gehen. Auf einige von ihnen habe ich zur Zeit noch selber keine klar begründete Antwort. Doch gewiss ist, dass allein die Tatsache, dass der Mensch sich Techniken erschafft, die der Erweiterung seiner sozialen Kompetenzen dienen, ein neues Menschenbild aufkommen lässt. Das Bild eines Menschen, der nicht genügend fähig ist, soziale Beziehungen zu führen, nicht stark genug, Konflikte auszutragen, nicht mutig genug, den Verwirrungen der zwischenmenschlichen Beziehungen zu begegnen. Menschen, die nicht genügsam sind mit den Menschen um sich herum. 

«Facebook macht vieles einfacher!» – Vielleicht zu einfach.
Wollen wir tatsächlich Menschen sein, die «social technics» der sozialen «techne» vorziehen? Vielleicht die letzte «techne», die letzte Kunstfertigkeit, die uns geblieben ist? Was aber ist er dann noch «der Mensch»?
Nach zwei Jahren schlechten Bauchgefühls und etlichen Überlegungen bin ich zum Schluss gekommen, dass 

  1. Ich kein solches Menschenbild mit mir herum tragen will. 
  2. Wir zu wenig bis gar nichts durch die soziale Plattform gewinnen.  
  3. Durch FB zu viel verloren, verlernt oder sogar verkrüppelt wird. 
Der erste Punkt ist eine Glaubensfrage. Darüber möchte ich nicht streiten. Die anderen beiden Behauptungen versuche ich so verständlich als möglich und damit so übertrieben wie nötig in den folgenden Beiträgen zu illustrieren und zu begründen. Der erste Beitrag «Beziehungskisten» soll morgen folgen.

Projekt «Raus aus Facebook!» – Abschied vom Nichtabschied


Ich bin eine Idealistin. Idealisten verpflichten sich gerne ihren Prinzipien entsprechend zu handeln, obwohl sie selber nicht genau verstehen warum – einfach so, dem Pragmatismus zum Trotz. Das Prinzip, das hinter meinem Facebook-Abschied steht, ist einfach: 

Menschen brauchen keine sozialen Prothesen.

Im Anschluss finden sich die über bald zwei Jahre gesammelten Geschichten, Erkenntnisse und Fragezeichen rund um die social Plattform Facebook, die irgendwie zu erklären versuchen, was ich selber manchmal nicht ganz begreifen kann.

Das Spektrum ist breit: Begonnen hat das (ich nenne es jetzt mal) Projekt eigentlich schon mit dem letzten Artikel «Post Facebook Natum – der neue Flirt», doch wusste ich dies dann noch nicht. Er handelt von Facebook und der Spannung offener Fragen an Menschen am Beispiel des ersten Dates. Einige noch halbwegs amüsante Beispiele zu  FB und «Beziehungskisten» sollen das Projekt weiterführen, wahrscheinlich verknüpft mit einer Sammlung standardisierter «Warum-ich-bei-facebook-bin-Rechtfertigungen». Schliesslich haben sich in meinem Kopf eine Fülle von Fragen über die Konstruktion zwischenmenschlicher Beziehungen mit Hilfe von FB und deren potentielle Auswirkungen auf die psychische Konstitution des Wesens Mensch gesammelt, die von nicht zu vernachlässigender psychologischer bis philosophischer Tragweite sind. Auf die Erläuterung des «Abschieds vom Nichtabschied» zielen schliesslich die gesamten Beiträge.

Natürlich gibt es zu all meinen folgenden Ausführungen auch Gegenargumente. Aber das einzig gute lautet wohl: «Du musst doch nicht alles gleich immer so eng sehen.» Dagegen kann ich tatsächlich nicht viel sagen. Manchmal ist die Welt für mich wirklich ganz schön eng. Alle anderen Argumente werde ich wohl dementieren oder ihnen zumindest ein gewichtigeres gegenüberstellen können. On verra.

Doch gesagt sei noch: Zu eng sehen sollte man dieses Projekt wirklich nicht. Es sind nicht mehr, aber auch nicht weniger, als die Gedanken einer hoffnungslosen Kulturpessimistin – in einem Blog veröffentlicht. Konsequenterweise darf man das nicht mal richtig ernst nehmen. 

Montag, 17. Januar 2011

Post Facebook Natum: Der neue Flirt

Ich bin keine Romantikerin. Doch der kalkulierte Facebook-Flirt ist irgendwie auch nicht das Wahre – ihm fehlt das Abenteuer des Alltags.

Es war einmal vor Facebooks Geburt. Bevor die Me
nschen begannen dieses Medium als die neue Wahrheit anzubeten, noch bevor sie sich mehrmals täglich zum heiligen Ritual vor den Computer setzten, noch bevor die Community sich in die schicksalhafte Fügung unserer Dates eingemischt hatte. Eine Zeit [...]


Der vollständige Orig
inalbeitrag befindet sich hier im Blog des online Magzins Clack.