Montag, 2. November 2009

Wunschträume im Alter

Wunschträume im Alter stammen oft noch aus unserer Jugend, weil wir in der Zeit dazwischen vergessen haben, sie zu realisieren.



Daraus lassen sich zwei Dinge schliessen:
  1. Wunschträume sind nicht zum Realisieren gedacht, weil sie ihren Zweck (Hoffnung spenden, uns anzutreiben, Identifikation und Sinn zu stiften) auch als, oder gerade als, Phantasiegebilde erfüllen.
  2. Spätestens im Alter müssen wir an unseren Kompetenzen, ein Leben zu führen, zweifeln.

Klar ist, dass Wunschträume sicherlich auch ohne dass sie realisiert werden, einen Zweck erfüllen und uns, einfach gesagt, Gutes tun. Dennoch werden Wunschträume nicht im Bewusstsein um diesen Zweck ausgetüftelt und somit gehe ich davon aus, dass wir unsere Wunschträume gerne in die Realität übertragen würden. Warum aber reichen 40 Jahre nicht, um einen Sprung mit dem Fallschirm zu wagen, um Englisch zu lernen oder nach Paris zu reisen? Vielleicht ist es wie beim Rauchstopp: Nie scheint der Zeitpunkt zu stimmen, nie genügend Mut vorhanden zu sein, ständig sprechen irgendwelche Umstände dagegen und dennoch leben wir in der ganzjährigen Illusion, unsere Wunschträume leben zu können, wenn wir nur wollten. Nur scheinen 40 Jahre nicht zu genügen, um einmal richtig zu wollen. Passend dazu, kann man ja Aktivierung jetzt auch als Therapie geniessen, das aber gibt schon wieder mehr zu denken, als in diesen Post gehört.

So sind wir dann alt, müssen mit ansehen, wie unsere Wunschträume schon langsam am verrotten sind, lächeln etwas verlegen über uns selbst und bestärken uns in dem, was wir insgeheim schon immer gewusst haben: Nur Phantasten ergeben sich der träumerischen Magie, man selbst aber war eigentlich schon immer Vollblutrealist. Der Vollblütige begreift nur leider nicht, dass diese Überzeugung aus der mächtigsten Illusion besteht.

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