Montag, 7. Dezember 2009

JA - Schweizerdeutsch / Schweizerdeutsch - JA



Mein Senf, der jetzt, weil mich schon fürsorgliche Anrufe erreichten, ob ich in der Tat ausgewandert sei, doch noch kommt:
Bin ich nicht, noch nicht, doch hat es mir das Schweizerdeutsch verschlagen, mein Verstand hat sich krankgeschrieben, seit einer Woche meldet mein Kopf nur noch

E R R O R


Der letzte Sonntag gleicht eher einer Meinungsumfrage, denn an einer Volksabstimmung. Es hagelt von Meinungen, die begründen, was das im Affekt gewählte JA bedeutete, was zwischen die Zeilen alles geschrieben wurde und was man jetzt glaubt lesen können. In der Erziehung hat man erkannt, wie weitreichend die negativen und wie unerreichbar die positiven Folgen von Affekthandlungen sind. Man fordert Inne zu halten, zu reden, im Notfall zu ignorieren, doch auf keinen Fall zu schlagen. Man hat es eingesehen. Zumindest in der Erziehung. In der Politik ist Handeln im Affekt nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht, so haben zu viele Schweizerinnen und Schweizer letzten Sonntag dreimal um die eigene Achse ausgeholt und mit geballter Kraft zugeschlagen.


P E N G !


und gleich nochmal:


P E N G !


Arbeitsplätze können tödlich sein.


Minarette scheinbar auch.


Meine Wangen schmerzen noch immer.


Unintelligenterweise haben die mehrheitsfähigen Idioten übersehen, dass es auf dem Abstimmungszettel nur eine Zeile gibt. Kein Platz für ein Dazwischen.
Politik hat einen Wirkungszweck, da sind Meinungen, die zum Christbaumschmuck verkommen sind, der reinen Dekoration dienen, fehl am Platz, weil da kein Platz ist. Medien als Einkaufsstrasse, wo sie sich präsentieren, die Meinungen, glänzend, fabrikneu, Massenproduktion. Man bringt sie, wohlbehütet nach Hause und hängt sie für jedermann sichtbar, an den Weihnachtsbaum, steht davor und betrachtet ihn stolz im Glauben, in ihm eine wahre Bedeutung zu erkennen.

Politik aber soll wirken, nicht schmücken. Sie erfordert Standpunkte, Ziele und Visionen nicht Empfinden, Glauben oder Reaktionen. Ich fordere die Interpretationsfreiheit aus der Verfassung zu streichen, über die Politik auf der Metaebene zu politisieren, und über ihre Funktion und Ziele neues Bewusstsein zu erlangen. Politik erfordert Verantwortung keine Meinungen, dazu gibt es Blogs. Meine Meinung.

Und noch etwas mehr davon: Schade ist der Muezzingesang der vier Minarette in der Schweiz so laut, dass er jede Diskussion über den vom neutral naiven Schweizer gutgeheissenen Kriegswaffenexport übertönt. Ich befürchte stilles Aufatmen bis stille Schadenfreude über die abgewendete Konfrontation seitens unserer Politiker.


Und gleich noch mals: Ich liebe Minarette und deren Klang und ginge es nach mir, dann lieber Ankara statt Aarau, denn die Stadt ist wunderbar.
Selbst das Römische Reich musst irgendwann untergehen, heute trauert niemand mehr darum, da muss sich unsere Reduitromantik nicht viel vormachen.

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