Dienstag, 21. Juli 2009

literarische Texte: Sicherheit

literarische Texte: Sicherheit

,,(...) Er selber nämlich, das ist es, fühlt sich durchaus frei: wie jeder sich frei fühlt in jeder Gesellschaft, die seinen Vorteil schützt, so dass er mit ihr einverstanden ist."
Max Frisch
Tagebuch 1946-1949, S.179

,,(...) wer weiss, wo sie jetzt waren, wer weiss, ob nicht auch sie eingesehen hatten, dass man das, was man nachts redet, nur redet, weil man es am Tag nicht vollbringen kann: warscheinlich hatte jeder Einzelne den gleichen Verrat begangen wie er, jeder für sich still und praktisch, einen Messerschnitt, mit dem die Vernunft die Jugend abtrennte vom Leib seines Leben, so dass sie zurückblieb, sich auflöste und Erinnerung wurde, Traumnahrung für ein ganzes Leben."
Martin Walser
Ehen in Philippsburg, S.62

4 Kommentare:

  1. Man fühlt sich frei, weil man sicher ist.

    Gefällt mir dieser Schluss.

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  2. Technisches: Habe unsere Posts schon etwas geordnet, jetzt deine neue Kategorie hinzugefügt: literarische Texte (erscheinen rechts unter Labels) Damit hat man auf einen Klick, die Kategorie, die man möchte.

    Um sie selber zu ordnen kannst du beim Posten unten rechts in das Feld Label einfach die entsprechnde Kategorie einfügen.

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  3. »[…] Du lebst deine angebliche Freiheit auf einem fest gemauerten Sicherheitsfundament und schwingst kämpferische Reden, während andere deine Rechnungen bezahlen. Das nennt man nicht Freiheit, sondern Feigheit.«
    »Sicherheitsfundament!«, lachte Moritz. »Hast du das wirklich gesagt? Ich daschte, selbst dir sei diese Speßerparole zuwider. Weißt du, wann unsere Welt eigentlich sicher sein wird? Wenn alle Menschen in Reagzengläsern liegen, eingebettet in Nährlösung und ohne Möglichkeit, einander zu berühren! Was soll denn das Ziel dieser Sicherheit sein? Ein Dahinvegetieren im Zeichen einer falsch verstandenen Normalität? Erst wenn eine einzige Idee über die der Sicherheit hinausgeht, erst dort, wo der Geist seine physischen Bedingungen vergisst und sich auf das Überpersönliche richtet, beginnt der allein menschenwürde, im höheren Sinn folglich der allein normale Zustand! Es ist dein Fluch, Mia Holl, dass du in Wahrheit klug genug bist, um zu verstehen, wovon ich spreche.« 
    Julie Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess, S. 93.

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  4. Es kann auf dieser Welt genauso wenig Sicherheit geben, wie es nur Gutes, oder nur Böses geben kann. Erstens, weil es ein Leben unmöglich machen würde, und zweitens, weil es todlangweilig wäre.
    Aber die ganze Tragweite dieser Tatsache kann unser Gehirn nicht nachvollziehen. Es ist genauso unmöglich wie Vorunrteilslos zu sein, oder sich die Unentlichkeit wirklich vorzustellen.
    Wäre die Essenz, die ich aus dem Oberen ziehe. Sicher nur eine von unentlich vielen...

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